3. Internationale Bürgermeister/innen-Konferenz NOW Wien
Österreich, 30 – 31. Jänner 2017
Am 30. und 31. Januar 2017 trafen sich rund 160 Bürgermeister/innen, Expert/innen, lokale Politiker/innen, Europaabgeordnete, Geflüchtete und NGO-Vertreter/innen aus 22 Ländern in Wien, um die Situation von Kindern auf und nach der Flucht zu diskutieren. Bei der 3. Internationalen Bürgermeister/innen-Konferenz NOW „Children under the Radar“, die von Viola Raheb kuratiert wurde, boten 4 Panels und 12 Workshops Raum, um zentrale Probleme zu diskutieren und gemeinsame Lösungen zu erarbeiten, in einem Bereich, in dem Kinder oft übersehen werden, obwohl sie aktuell die Hälfte aller Menschen auf der Flucht ausmachen. Darüber hinaus gaben drei Diskussionsrunden Einblicke in kommunale und europäische Perspektiven und Geflüchtete teilten ihre Geschichten und Erfahrungen.
Abgesehen von länderspezifischen Kontexten teilen alle Kinder die gleichen Bedürfnisse nach Schutz, Sicherheit und Hoffnung. Die Realität geflüchteter Kinder ist jedoch oft weit davon entfernt, diese zu bieten. Sie fliehen vor Krieg, Terror und schlechten Lebensbedingungen, wodurch ihre allgemeine Verletzlichkeit erhöht ist. In diesen Situationen müssen Chancen und Perspektiven für die Kinder und deren Familien gewährleistet werden, wobei sich die Hilfe nicht nur auf die Befriedigung der Grundbedürfnisse beschränken sollte. Darüber hinaus finden sich Geflüchtete oft am sozialen und wirtschaftlichen Rand wieder, so dass sie nahe oder unterhalb der Armutsgrenze leben, was ihre Verletzlichkeit auf weitere Ebenen ausdehnt.
Unter diesen Umständen werden die Rechte geflüchteter Kinder, so wie sie in der UN-Kinderrechtskonvention definiert sind, nur selten gewahrt. Kinder, die in Transitländern, wie dem Libanon, geboren werden, bleiben oft ohne Geburtsurkunde und Staatsbürgerschaft. Infolgedessen können sie offiziell weder in syrisches Hoheitsgebiet einreisen noch im Aufnahmeland verbleiben.
Für Kinder in Begleitung, bietet die Familie das schützende Netz. In ihrem Kampf ums Überleben können Familien ihre Kinder jedoch oft nicht ausreichend Sicherheit spenden. In diesem Zusammenhang nimmt das Phänomen der frühen Ehen auch in Europa zu. Es ist mit Armut und der Hoffnung auf Familienzusammenführung verbunden und birgt oft sexuellen Missbrauch von Minderjährigen. Infolge der Verschuldung bei Schleppern und des eingeschränkten Zugangs zu Arbeitsmärkten nimmt wirtschaftliche Ausbeutung zu und die Phänomene Schmuggel und Menschenhandel werden zunehmend miteinander verknüpft. Unter solchen Umständen mit dem Blick in eine ungewisse Zukunft aufzuwachsen führt zu Traumatisierungen. Kinder brauchen eine Perspektive und Bildung ist eine wesentliche Grundlage, auf der sie ihre Zukunft aufbauen können. Geflüchtet Kinder brauchen inklusive Unterrichtsmethoden, Trauma-Linderung und Mitwirkungsmöglichkeiten, um ihre Integration und Entwicklung zu fördern und um ihr Potential innerhalb einer Gesellschaft voll zu entfalten.
Nächste Schritte
Kinder sind die verletzlichsten Mitglieder der Gesellschaft und besonders die mit Fluchthintergrund. Sie haben spezielle Bedürfnisse, die durch einen ganzheitlichen Ansatz erfüllt werden müssen, um das Entstehen einer sogenannten “Lost Generation” zu verhindern. Dieses Ziel erfordert langfristigen Einsatz von menschlichen und finanziellen Ressourcen. Im Anschluss an die 3. NOW Konferenz wurden die NOW Working Groups gebildet, die sich mit den Themen Bildung, Ausbeutung, Traumatisierung und Gender beschäftigen. Ein Team von Bürgermeister/innen aus verschiedenen Ländern arbeitet zudem an Lösungsmodellen auf kommunaler Ebene.
„Die Versammelten der 3. NOW Konferenz verpflichten sich, ihre Erfahrungen und Best-Practice-Exempel weiter und noch intensiver auszutauschen. Die Bürgermeister, Politiker und Politikerinnen, Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, Engagierte aus dutzenden Ländern werden sich weiter für eine offene Gesellschaft einsetzen, die insbesondere die Verletzlichsten schützt und Bedrohte mit offenen Armen und offenem Herzen aufnimmt.“
– Deklaration der 3. Internationalen Bürgermeister/innen-Konferenz NOW in Wien 2017
> PDF- Download: Executive Summary (Englisch)
> PDF- Download: full Report (Englisch)
Videos
Impressionen
Mitwirkende – Team – Organisation
Internationale Bürgermeister/innen-Konferenz NOW Wien 2017
initiiert durch Act.Now | André Heller, Patricia Kahane und Elke Zuckermann
Verantwortliche Kuratorin für die Inhalte
Viola Raheb, University of Vienna, Senior Fellow, Bruno Kreisky Forum für internationalen Dialog
Mitwirkende
Künstlerisches Design: Georg Resetschnig
Musikdirektor: Marwan Abado
Public Relations: Elke Zuckermann, The Skills Group | Jörg Wollmann, Mona Sacher
Social Media: Lena Doppel, Jürgen Haslauer, Ally Auner
Logistik: Büro Wien | Michael Müllner, Sina Kleinewiese, Daniel Schwarzkopf, Julian Pichler
Moderation & Beratung: complet | Ebru Sonuc & Bernhard Drumel, Susanne Ehmer, Georg Fodor, Adrian Holter, Michael Patak, Christine Pircher, Gundi Vater
Graphic Design: Kerstin Heymach
Fotograf: Rishabh Kaul, Wolfgang Simlinger
Visual Recording: Harald Karrer
Editor: Robert Misik
Projekt Koordination und Administration: Act.Now GmbH | Catrin Neumüller, Robert Schafleitner, Julia Probst, Sulaiman Al Mahmoud, Dossier: Susanne Riegler, Consulting: Konstantina Zöhrer